Da musste ich doch fast 40 Jahre alt werden, um endlich Socken stricken zu lernen. Und ich muss sagen, es ist gar nicht schwer. Es ist eben wie mit allem: wenn du es kannst, ist es auch nicht mehr kompliziert. Traut es Euch zu, dann schafft Ihr es auch!
Früher habe ich die Socken von meiner Goti gestrickt bekommen. Leider konnte sie in ihren letzten Lebensjahren dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr tun. Dann hat mir meine Schwiegermutter immer mal welche gestrickt, aber mich packte doch der Ehrgeiz, es endlich mal selbst zu können. Und bei meinen Zugfahrten ins Büro oder an den langen Handballsonntagen habe ich dann ganz nebenbei auch was zu tun. Aus meiner selbstgenähten Lunchbag ist somit eine selbstgenähte Sockbag geworden. Sehr praktisch. Die Wolle, die Nadeln und der wie auch immer angefangene Socken sind so immer schnell griffbereit und genauso schnell auch wieder sicher verpackt.
Ich stricke meine Socken mit einer Bumerangferse und einer Bandspitze. Ich habe zwei sehr ambitionierten Strickerinnen auf Youtube zugesehen und mir immer und immer wieder die einzelnen Schritte angeschaut. Nach etlichen Paaren Socken-Übungen kann ich Sockenstricken nun fast im Schlaf. Mein erstes Paar hatte ich letztes Jahr kurz vor Weihnachten fertig bekommen. Da wir unseren Christbaum nicht nach aktuellen Designfragen schmücken, sondern mit unterschiedlichstem Schmuck aus vielen Jahrzehnten, der uns einfach etwas bedeutet und wir ihn vielfach auch von lieben Menschen geschenkt bekommen haben, habe ich ganz bedeutungsschwanger mein erstes Paar selbstgestrickte Socken an unseren Christbaum 2014 gehängt (zumindest ganz hinten). Ich war sehr stolz! Dennoch werde ich dieses Jahr keine Socken mehr an meinen Christbaum hängen. Jetzt trage ich sie lieber voller Stolz an meinen Füßen. Versucht es und Ihr werdet sehen: Ihr schafft es auch! Nur Mut!
Meine Füße tragen Schuhe in der Größe 38. An meinen Fuß passt daher ein Strumpf mit 60 Maschen Anschlag bei einer 4 fädigen Wolle. Das sind also 15 Maschen pro Stricknadel im Viererspiel. Das Bündchen stricke ich ganz klassisch 2 rechte Maschen – 2 linke Maschen immer im Wechsel. Geht bei 60 Maschen natürlich auch wunderbar auf. Mein Bündchen wird nicht so besonders lang. Ich stricke dann den Schaft lieber nur mit rechten Maschen weiter. Gefällt mir irgendwie besser. Für die Länge gibt es hier auch kein richtig oder falsch. Ich stricke sie entweder passend nach dem Farbverlauf der Wolle oder aber einfach nach Lust und Laune.
Und irgendwann kommt der Punkt mit der Ferse. In meinem Fall der mit der Bumerangferse, wie mir die nette Dame im Video ungefähr 100 Mal mitteilte. Und das geht so:
Erste Fersenhälfte:
Nach der der letzten Runde Schaft wird mit der vierten Nadel einfach die erste Nadel abgestrickt. Somit habe ich jetzt die Machen nur noch auf drei Nadeln verteilt. Nadel zwei und drei bleiben unverändert und die erste und vierte Nadel sind nun zusammen auf einer. Das ist meine Fersennadel – in meinem Fall also mit 30 Maschen bestückt.
Gedanklich erfolgt nun eine Drittelung dieser Maschenzahl. Bei 30 Maschen sind das also 10-10-10. Wichtig ist, wenn Du mit einer nicht durch drei teilbaren Anzahl deinen Socken strickst, dass die ersten und die letzten Maschen genau gleich sind. also beispielsweise 11-10-11. Das erste und das letzte Drittel der Maschenreihe wird mit doppelten Randmaschen gestrickt. Wenn Du nun die 30 Maschen auf der Fersennadel hast, dann wende Deinen Socken. Den Faden legst Du nun vor Deine Arbeit, stichst in die erste Masche von rechts ein und hebst ihn mit der ersten Masche ab. Ziehe ihn fest an, damit hinterher keine großen Löcher zu sehen sind.
Dann strickst Du die Reihe mit linken Maschen zurück. Das sind nun 29 Maschen. Wende Deinen Socken wieder. Auch hier strickst Du eine doppelte Randmasche, in dem Du den Faden vor Deine Nadel legst, von rechts einstichst, die erste Masche abhebst und fest anziehst.
Dann strickst Du mit rechten Maschen weiter bis inklusive der vorletzten Masche auf Deiner Fersennadel. Die letzte Masche ist nämlich Deine doppelte Randmasche.
Drehe nun die Arbeit um, lege den Faden vor Deine Stricknadel, hebe die erste Masche ab und ziehe sie fest an. Nun hast Du auf dieser Seite bereits 2 doppelte Randmaschen. Nun wieder links bis inklusive der vorletzten Masche stricken und die Socke wenden. Die erste Masche wieder als doppelte Randmasche stricken (also Faden vor die Arbeit, Masche abheben und Faden anziehen) und so hast Du nun auch auf dieser Seite 2 doppelte Randmaschen. Dieses Hin und Her machst Du nun so lange, bis Du auf jeder Seite 10 doppelte Randmaschen hast. In der Mitte bleiben nun 10 normale Maschen übrig. Deswegen auch das gedachte Dritteln mit 10-10-10.
Wenn Du die 10. doppelte Randmasche gestrickt hast, strickst Du die nächsten 10 Maschen rechts bis zur nächsten doppelten Randmasche. Die kommenden 10 doppelten Randmaschen werden nun jeweils als eine Masche rechts zusammengestrickt und du kommst an der nächsten Nadel an.
Du strickst nun diese beiden Nadeln rechts ab und bist wieder an der nächsten doppelten Randmasche. Auch diese 10 folgenden doppelten Randmaschen strickst Du rechts zusammen und strickst nun noch einmal diese und die nächsten beiden Nadeln rechts ab. Dann bist Du wieder am Anfang Deiner Fersennadel und es beginnt der nächste Abschnitt. Bis hierhin hast Du es schon mal geschafft. Sei stolz auf Dich!
Zweite Fersenhälfte:
Du strickst nun die Fersennadel bis inklusive der „gedachten“ doppelte Randmasche ab. Das bedeutet, dass Du in meinem Fall insgesamt 21 rechte Maschen strickst. Es bleiben also 9 Maschen übrig.
Dann wende Deine Arbeit und Du beginnst die Rückreihe wieder mit einer doppelten Randmasche und strickst linke Maschen weiter. Auch hier bis inklusive der „gedachten“ doppelten Randmasche, so dass neun Maschen auf der Nadel übrig bleiben. Jetzt wird die Arbeit wieder gewendet und mit einer doppelten Randmasche begonnen. Nun strickst Du rechte Maschen weiter bis zur echten doppelten Randmasche. Diese doppelte Randmasche wird nun als eine rechte Masche abgestrickt und es wird eine Masche weiter gestrickt. Nun wieder die Socke wenden, eine doppelte Randmasche stricken, links weiter stricken bis zur nächsten doppelten Randmasche. Diese wird nun links abgestrickt und eine weitere linke Masche wird gestrickt. Arbeit wieder wenden, doppelte Randmasche und rechts weiterstricken. Dies geht nun immer so weiter, bis die letzte doppelte Randmasche am Ende und am Beginn der Fersennadel gestrickt sind. In Jeder Reihe also immer eine Masche mehr stricken. Es ist genau umgekehrt wie in der ersten Fersenhälfte, wo im Laufe der Reihen immer weniger Maschen gestrickt wurden. Jetzt werden es immer mehr pro Reihe.
Am Ende der zweiten Fersenhälfte habt Ihr auf Eurer Fersennadel am Anfang und am Ende je eine doppelte Randmasche. Jetzt ist es fast geschafft. Ihr strickt jetzt nur noch rechte Maschen weiter und achtet darauf, dass Ihr am Ende der Fersennadel die letzte doppelte Randmasche rechts zusammenstrickt, dann die nächsten beiden Nadeln rechts stricken und dann kommt die letzte doppelte Randmasche am Anfang der Fersennadel, die auch noch rechts als eine Masche zusammengestrickt werden muss.
Dann strickt ihr die nächsten 14 Maschen rechts weiter und bringt dann wieder die 4. Nadel ins Spiel. Sie wird in der Mitte der Ferse eingesetzt und ist dann ganz normal wieder Nadel Nummer 1 in unserem Nadelspiel.
Jetzt geht es immer weiter mit rechten Maschen und den 5 Nadeln, so dass die Fußlänge bis zum Beginn der Bandspitze gestrickt wird. Das Schwierigste habt Ihr jetzt geschafft. Der Rest ist wirklich ganz leicht. Haltet durch!
Die Bandspitze:
Gemäß der Form unserer Füße wird die Spitze immer zwischen der 1. und 2. Nadel und zwischen der 3. und 4. Nadel gestrickt. Denn die Ferse ist ja zwischen der 1. und der 4. Nadel. Die erste Nadel wird bis drei Maschen vor dem Ende der Nadel gestrickt – in meinem Fall sind das also zwölf Maschen.
Dann stricke ich zwei Maschen rechts zusammen und die letzte Masche normal rechts.
Auf der zweiten Nadel wird die erste Masche rechts gestrickt und die nächsten beiden Maschen werden wie zum Rechtsstricken abgehoben und dann verschrenkt zusammen rechts abgestrickt.
Nun wird weiter gestrickt bis drei Maschen vor das Ende der dritten Nadel. Auch hier werden die beiden nächsten Maschen rechts zusammen gestrickt und die letzte Masche einfach rechts gestrickt. Auf der vierten Nadel wird die erste Masche rechts gestrickt. Die beiden nächsten Maschen werden wie zum Rechtsstricken abgehoben und dann verschrenkt rechts zusammen gestrickt. Nun stricke ich zwei Runden weiter ohne Abnahmen. Dann folgt wieder eine Runde Abnahme im gleichen Prinzip: zwischen der 1. und 2. Nadel wird abgenommen und zwischen der 3. und 4. Nadel wird abgenommen. Zwei Maschen rechts zusammen stricken, eine Masche rechts als letzte Masche auf der Nadel, eine Masche rechts als erste Masche auf der Nadel, zwei Maschen abheben wie zum Rechtsstricken und dann verschrenkt zusammen rechts abstricken. Ich organisiere die Abnahme der Bandspitze immer so, dass ich zwei normale Reihen stricke und dann wieder eine Reihe Abnahme. Dies mache ich, bis ich auf jeder Nadel nur noch sechs Maschen übrig habe. Dann stricke ich keine ganzen Reihen mehr dazwischen, sondern nehme in jeder Reihe ab, bis ich zum Schluss nur noch drei Maschen auf jeder Nadel übrig habe.
Da ich eine runde Spitze lieber mag, ist hier meine Strickarbeit beendet. Ich schneide meinen Faden auf ca. 30 cm Länge ab, fädele ihn in eine Wollnadel und hebe so alle Maschen von allen Nadeln der Reihe nach ab.
Den Faden ziehe ich nun nach innen in meinen Socken, vernähe auf der Innenseite und fertig ist mein Socke.
Und? Habt Ihr es auch geschafft? Wenn nicht, dann probiert es nochmal. Es lohnt sich wirklich! Jetzt kann ich ja auch das Geheimnis lüften, warum meine ersten Socken ganz hinten im Christbaum hingen: Sie waren unterschiedlich lang geworden… Es hat mich aber dennoch nicht vom Weitermachen abgehalten. Und inzwischen sind meine Socken auch ziemlich identisch. Und mein ultimativer Tipp: Wenn Ihr Wolle verstrickt, die ein Muster ergibt, dann könnt Ihr Euch daran orientieren. Denn auf Reihen zählen habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Dann muss es eben so Pi mal Daumen passen.
Nur Mut. Fangt an oder macht weiter. Ihr werdet mit warmen Füßen belohnt.
Herzliche Sockengrüße, Eure Filz-Ela.